Deutsch

Hector Institute for Translational Brain Research (HITBR)

Neue Chance für die psychiatrische Forschung

Die Stammzellforschung eröffnet der Psychiatrie und den Neurowissenschaften völlig neue Perspektiven. Im Dezember 2015 hat die Hector Stiftung in einer gemeinsamen Einrichtung mit dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim und des Deutschen Krebsforschungszentrums das Hector Institute for Translational Brain Research (HITBR) gegründet.

Seit einiger Zeit ist es möglich, aus Zellkulturen, die aus Blut-, Haut- oder Haarproben des Menschen gewonnen werden, Stammzellen zu entwickeln. Diese sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) können im nächsten Schritt in vitro in alle Arten von Zellen umgewandelt werden.

Am HITBR steht zukünftig die Nervenzelle, also das Neuron, im Mittelpunkt des Interesses der Forscher.

Sie wollen bei den aus den Stammzellen entwickelten Nervenzellen die zellulären und synaptischen Veränderungen bei psychischen Störungen untersuchen und so den Ansatz für die Entwicklung neuer Medikamente schaffen.

Dazu bringen die beiden Großforschungseinrichtungen, das ZI und das DKFZ, erstmals ihre Expertisen in einer neuen Form der Kooperation als gemeinnützige GmbH zusammen. Im HITBR werden zunächst vorwiegend die psychischen Erkrankungen Schizophrenie, Bipolare Störungen, Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung und Autismus untersucht. Das DKFZ stellt seine Technologieplattformen, wie die Hochdurchsatz-Sequenzierung, in den Dienst des neuen Instituts. Die Forschungsarbeit leisten eine am ZI neu einzurichtende Hector-Professur für Stammzellforschung in der Psychiatrie sowie zwei Juniorforschungsgruppen, von denen jeweils eine an den beiden Landesstiftungen angesiedelt ist. Damit konnte innerhalb kurzer Vorbereitungszeit ein in Europa einzigartiges Institut gegründet werden.

Ausgangslage Gesundheitswesen

Psychiatrische Erkrankungen zählen zu den verbreitetsten und am schwersten zu behandelnden Volkskrankheiten (40% der Bevölkerung sind im Laufe ihres Lebens betroffen). Sie verursachen in der EU jährlich mehr als 500 Milliarden Euro Kosten. Spitzenreiter sind dabei Depressionen, Sucht und Psychosen wie Schizophrenie.

Ausgangslage Klinik und Forschung

Einem daher großen therapeutischen Bedarf steht ein unzureichendes Portfolio an Behandlungsmethoden gegenüber, weder aktuell verfügbar, noch in der Forschungspipeline.

Haupthindernis bisher und Neuerung

Fehlender Zugang zu Gehirngewebe für die Forschung (einerseits wegen der Schwierigkeiten, menschliches Hirngewebe zu entnehmen, andererseits wegen der ethischen Bedenken gegenüber der Forschung an embryonalen Stammzellen). Neu: Technologien zur Erzeugung menschlicher, pluripotenter Stammzellen (hipSC) von Gesunden und Patienten, die in vitro zu Nervenzellen differenziert/entwickelt werden können.

Die Ziele des HITBR

  • Identifizierung patentfähiger, neuer therapeutischer Angriffspunkte für schwere psychiatrische Störungen durch die Untersuchung von Nervenzellen, neuronalen Netzen und kleinen organartigen Gewebekulturen.
  • Diese Targets sollen die Basis bilden für die Entwicklung von Medikamenten durch Partnerinstitutionen (z.B. durch Hochdurchsatz-Verfahren).
  • Unterstützung der Aus- und der Weiterbildung einer neuen Generation an Neurowissenschaftlern.

https://www.zi-mannheim.de/forschung/hitbr.html